Was ist ein Abfindungspoker?

Einleitung

Viele Arbeitnehmer fragen sich, ob sie bei einer Kündigung automatisch eine Abfindung erhalten – und ob sie „pokern“ sollten, um eine höhere Zahlung herauszuholen. Der Begriff Abfindungspoker beschreibt genau dieses strategische Vorgehen: Man nutzt die rechtliche Unsicherheit im Kündigungsschutzprozess, um eine möglichst hohe Abfindung auszuhandeln. Doch lohnt sich das wirklich – und wie riskant ist diese Taktik?


1. Was ist ein Abfindungspoker?

Ein Abfindungspoker ist keine festgelegte juristische Methode, sondern ein umgangssprachlicher Ausdruck für die strategische Verhandlung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über eine Abfindung nach einer Kündigung. Der „Poker“ spielt sich meist im Rahmen einer Kündigungsschutzklage ab (§ 4 KSchG).

Im Zentrum steht die Überlegung: „Je höher das Risiko des Arbeitgebers, den Prozess zu verlieren, desto höher ist die Abfindung, die er mir vielleicht zahlt.“


2. Wie entsteht eine Verhandlung über Abfindung?

Rein rechtlich gibt es keinen Anspruch auf eine Abfindung, es sei denn, ein Sozialplan oder § 1a KSchG (betriebsbedingte Kündigung mit Abfindungsangebot) greift. In der Praxis kommt es jedoch häufig zu Vergleichen vor dem Arbeitsgericht, bei denen eine Abfindung gezahlt wird.

Typischer Ablauf:

  • Der Arbeitnehmer erhebt Klage gegen die Kündigung (Kündigungsschutzklage).
  • Im Gütetermin (§ 54 ArbGG) schlägt das Gericht oft einen Vergleich vor.
  • Der Arbeitgeber zahlt eine Abfindung, wenn der Arbeitnehmer dafür auf seinen Job verzichtet.

🔹 Unser Tipp: Ohne Kündigungsschutzklage gibt es meist keine Verhandlungsbasis für eine Abfindung.


3. Welche Taktiken sind im Abfindungspoker üblich?

Ein erfolgreicher Abfindungspoker basiert auf kluger Taktik und realistischen Einschätzungen:

  • Druck durch Klage: Die Klage erzeugt Unsicherheit beim Arbeitgeber.
  • Verhandlung im Gütetermin: Hier kann geschickt taktiert werden – z. B. durch Hinweis auf Zeugen, Verfahrensdauer oder Reputationsschäden.
  • Argumentationsstärke: Wer sachlich begründen kann, warum die Kündigung unwirksam ist, erhöht den Druck auf den Arbeitgeber.

Faustformel zur Abfindung: 0,5 Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr – dies ist aber reine Verhandlungssache.


4. Welche Risiken birgt der Abfindungspoker?

So spannend der Begriff auch klingt – pokern heißt auch verlieren können. Die Risiken:

  • Keine Abfindung: Verliert der Arbeitnehmer den Prozess, bekommt er nichts.
  • Verzögerung bei neuer Stelle: Während der Prozess läuft, besteht oft Unsicherheit – das kann neue Arbeitgeber abschrecken.
  • Psychische Belastung: Der Konflikt zieht sich oft über Monate.

Ohne anwaltliche Begleitung sind viele Arbeitnehmer im Nachteil – auch, weil sie taktische Fehler machen oder falsche Erwartungen haben.

🔹 Unser Hinweis: Ein Anwalt hilft, Chancen und Risiken realistisch einzuschätzen – das erhöht die Verhandlungsmacht enorm.


5. Unser Fazit zum Schluss

Der Abfindungspoker kann lohnenswert sein – aber nur mit kühlem Kopf, realistischen Erwartungen und der richtigen Taktik. In vielen Fällen ist er der einzige Weg, überhaupt eine Abfindung zu erzielen. Lassen Sie sich dabei unterstützen – wir wissen, worauf es ankommt.

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