Inhalt
Einleitung
Viele Arbeitnehmer fragen sich: Was ist eigentlich Vertrauensarbeitszeit? Gerade in modernen Arbeitsmodellen gewinnt dieses Konzept an Bedeutung. Doch was bedeutet es für Ihre Rechte, Ihre Arbeitszeit und Ihre Bezahlung? Wir erklären Ihnen klar und verständlich, worauf Sie achten sollten – und wann rechtlicher Rat sinnvoll sein kann.
1. Was bedeutet Vertrauensarbeitszeit?
Bei Vertrauensarbeitszeit verzichten Arbeitgeber darauf, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten im Detail zu kontrollieren. Stattdessen wird auf das gegenseitige Vertrauen gesetzt: Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit weitgehend frei gestalten, solange die vereinbarten Aufgaben erledigt werden.
Typisch ist Vertrauensarbeitszeit bei höherqualifizierten Tätigkeiten oder Führungskräften, für die die Erfüllung von Zielen wichtiger ist als die bloße Präsenzzeit.
Merksatz: Bei Vertrauensarbeitszeit zählt das Arbeitsergebnis, nicht die Stempeluhr.
2. Welche gesetzlichen Grundlagen gelten?
Auch bei Vertrauensarbeitszeit gilt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Das heißt: Höchstgrenzen wie die maximale werktägliche Arbeitszeit von 8 Stunden (§ 3 ArbZG) oder Ruhezeiten (§ 5 ArbZG) müssen eingehalten werden.
Der Arbeitgeber bleibt verpflichtet, die Arbeitszeiten zu erfassen und die Einhaltung zu überwachen – auch wenn in der Praxis oft anders gelebt wird. Das Bundesarbeitsgericht hat zuletzt betont, dass Arbeitgeber ein System zur Arbeitszeiterfassung einführen müssen (BAG, Beschluss vom 13.09.2022 – 1 ABR 22/21).
Merksatz: Vertrauensarbeitszeit entbindet den Arbeitgeber nicht von der Pflicht zur Arbeitszeiterfassung.
3. Wie funktioniert Vertrauensarbeitszeit in der Praxis?
In der Regel wird die Vertrauensarbeitszeit schriftlich im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung festgehalten. Typischerweise verzichtet der Arbeitgeber auf Stechuhrsysteme, erwartet aber, dass Arbeitnehmer ihre Aufgaben eigenverantwortlich erfüllen.
Gerade in Homeoffice- und Remote-Arbeitsmodellen kommt Vertrauensarbeitszeit oft zum Einsatz. Doch Vorsicht: Bei Überlastung oder unrealistischen Zielvorgaben sollten Sie nicht zögern, Ihre Rechte einzufordern.
🔹 Unser Tipp: Dokumentieren Sie Ihre Arbeitszeiten selbst mit – das kann im Streitfall helfen.
4. Welche Vor- und Nachteile gibt es für Arbeitnehmer?
Vorteile:
- Mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- Eigenverantwortliches Arbeiten
Nachteile:
- Gefahr von Selbstausbeutung durch ständige Erreichbarkeit
- Fehlende Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit
- Oft keine genaue Erfassung von Überstunden, was zu Streitigkeiten führen kann
Merksatz: Flexibilität ist nur dann ein Vorteil, wenn sie nicht zur dauerhaften Mehrarbeit führt.
5. Was tun bei Konflikten zur Arbeitszeit?
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Vertrauensarbeitszeit zu Überlastung führt oder Überstunden nicht anerkannt werden, sollten Sie das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen. Häufig hilft schon ein klärendes Gespräch.
Bleiben Konflikte bestehen, kann eine anwaltliche Beratung sinnvoll sein – insbesondere, wenn es um die Bezahlung von Überstunden oder die Umsetzung von Arbeitszeiterfassungspflichten geht.
🔹 Unser Tipp: Holen Sie sich frühzeitig Rat, wenn Sie Überstunden nicht bezahlt bekommen.
Unser Fazit zum Schluss
Vertrauensarbeitszeit kann eine gute Lösung sein, um flexibler zu arbeiten. Doch auch hier gelten klare gesetzliche Grenzen, die Ihr Arbeitgeber einhalten muss. Fühlen Sie sich überlastet oder unfair behandelt? Dann lassen Sie uns gern prüfen, ob Ihre Arbeitszeitregelung wirklich rechtssicher ist – wir helfen Ihnen dabei.
Wir sind für Sie da! Kontaktieren Sie uns jetzt: