Inhalt
Einleitung
Ein Gerichtstermin steht an – doch was passiert, wenn eine Partei nicht erscheint oder sich nicht äußert? Viele Arbeitnehmer fragen sich: Was ist ein Versäumnisurteil – und ist dann alles verloren?
In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was ein Versäumnisurteil ist, wann es droht, welche Folgen es hat und wie Sie sich dagegen wehren können.
1. Was bedeutet ein Versäumnisurteil im Zivil- oder Arbeitsgerichtsverfahren?
Ein Versäumnisurteil ist ein gerichtliches Urteil, das gegen eine Partei ergeht, weil diese bestimmte Mitwirkungspflichten verletzt – etwa nicht zum Termin erscheint oder keine Stellungnahme abgibt.
Im arbeitsgerichtlichen Verfahren kann das Gericht ein Versäumnisurteil erlassen:
- Gegen den Kläger, wenn er trotz ordnungsgemäßer Ladung nicht erscheint und auch keinen Antrag stellt.
- Gegen den Beklagten, wenn er nicht erscheint oder keine fristgerechte Klageerwiderung (§ 331 Abs. 3 ZPO i. V. m. § 46 ArbGG) einreicht.
Ein solches Urteil wird auf Antrag der erschienenen Partei erlassen. Es basiert dabei auf dem Vortrag der erschienenen Partei – und genau das macht es gefährlich.
Merksatz: Ein Versäumnisurteil basiert einseitig auf dem Vortrag der gegnerischen Partei – Schweigen oder Nichterscheinen wird rechtlich als Zustimmung gewertet.
2. Wann wird ein Versäumnisurteil erlassen?
Das Gericht prüft nicht die inhaltliche Richtigkeit der Klage, wenn die Gegenseite säumig ist. Es genügt, dass die Klage zulässig und der Vortrag schlüssig ist.
Typische Fälle:
- Kündigungsschutzklage: Der Arbeitnehmer reicht fristgerecht Klage ein, der Arbeitgeber erscheint nicht zum Kammertermin → Versäumnisurteil zugunsten des Klägers.
- Lohnklage: Der Arbeitnehmer klagt auf ausstehenden Lohn, der Arbeitgeber äußert sich nicht schriftlich und erscheint auch nicht → Versäumnisurteil.
Wichtig: In der ersten Instanz vor dem Arbeitsgericht besteht kein Anwaltszwang – gerade deshalb passiert es häufiger, dass Parteien unbewusst riskieren, in Verzug zu geraten.
🔹 Unser Tipp: Nehmen Sie Gerichtstermine ernst – selbst wenn Sie denken, dass die Klage aussichtslos ist. Ein Nicht-Erscheinen kann teuer werden.
3. Welche Folgen hat ein Versäumnisurteil für Arbeitnehmer?
Ein Versäumnisurteil hat dieselbe Wirkung wie ein „normales“ Urteil:
- Es ist vollstreckbar.
- Es kann Kostenfolgen nach sich ziehen (Verfahrenskosten, Anwaltskosten der Gegenseite).
- Es hat präjudizielle Wirkung, d. h. es zählt als rechtskräftige Feststellung, wenn nicht rechtzeitig reagiert wird.
Im Extremfall kann der Arbeitnehmer z. B. seine Klage auf Weiterbeschäftigung oder Entschädigung endgültig verlieren, nur weil er zu spät kommt oder krank ist und sich nicht entschuldigt.
Merksatz: Auch wenn der Prozess formal verloren geht – Sie können (und sollten) dagegen vorgehen. Aber schnell.
4. Wie kann man gegen ein Versäumnisurteil vorgehen?
Gegen ein Versäumnisurteil gibt es ein spezielles Rechtsmittel: den Einspruch (§ 338 ZPO).
Wichtig ist die Frist:
- Zwei Wochen ab Zustellung des Urteils.
Der Einspruch muss beim gleichen Gericht eingelegt werden und schriftlich oder zu Protokoll der Geschäftsstelle erfolgen. Danach wird das Verfahren wieder aufgenommen, als sei das Versäumnis nie passiert.
Achtung: Der Einspruch muss begründet werden – und die versäumte Handlung (z. B. Klageerwiderung oder Antragstellung) nachgeholt werden.
🔹 Unser Tipp: Reagieren Sie sofort, wenn Sie ein Versäumnisurteil erhalten. Die Frist läuft ab Zustellung, nicht ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie es „gelesen“ haben.
5. Unser Fazit zum Schluss
Ein Versäumnisurteil ist kein Weltuntergang – aber ein Warnsignal. Es zeigt, dass formale Fehler im Gerichtsverfahren schwerwiegende Folgen haben können.
Wenn Sie Post vom Gericht erhalten und unsicher sind, wie Sie reagieren sollen: Zögern Sie nicht. Sprechen Sie mit uns. Wir helfen Ihnen dabei, Fristen zu wahren, Formfehler zu vermeiden und Ihre Rechte durchzusetzen.
Wir sind für Sie da! Kontaktieren Sie uns jetzt: