Welche Regelungen gelten für Überstunden?

Einleitung

Viele Arbeitnehmer fragen sich, welche Regelungen für Überstunden gelten. Darf der Chef einfach Mehrarbeit verlangen? Müssen Überstunden bezahlt werden – oder können sie mit Freizeit ausgeglichen werden? Und was tun, wenn sich Überstunden über Monate ansammeln? In diesem Artikel erfahren Sie, was das Gesetz vorsieht, welche Rechte und Pflichten Sie haben und wann rechtlicher Rat sinnvoll ist.


1. Was sind Überstunden?

Überstunden liegen vor, wenn Sie über die im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder Gesetz geregelte regelmäßige Arbeitszeit hinaus arbeiten. Die regelmäßige Arbeitszeit ist in § 3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geregelt und beträgt in der Regel acht Stunden pro Werktag. Eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden ist zulässig, wenn ein Ausgleich innerhalb von sechs Monaten erfolgt.


2. Wer darf Überstunden anordnen?

Der Arbeitgeber darf Überstunden nur dann anordnen, wenn dies im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung geregelt ist. Ohne ausdrückliche Vereinbarung besteht grundsätzlich keine Pflicht, Überstunden zu leisten. Allerdings gibt es Ausnahmen, z. B. in Notfällen oder bei drohenden betrieblichen Schäden.


3. Müssen Überstunden bezahlt werden?

Das Gesetz sagt in § 612 BGB: Arbeit ist zu vergüten, wenn sie den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Für Überstunden bedeutet das: Wurde keine Pauschalabgeltung vereinbart, sind Überstunden grundsätzlich zu bezahlen. Enthält der Arbeitsvertrag eine wirksame Überstundenklausel, können Mehrstunden auch durch Freizeit ausgeglichen werden. Eine pauschale Abgeltung aller Überstunden ist laut BAG oft unwirksam, wenn sie nicht klar bestimmt ist (BAG, Urteil vom 01.09.2010 – 5 AZR 517/09).


4. Gibt es Grenzen für Überstunden?

Ja. Das Arbeitszeitgesetz setzt klare Grenzen: Überstunden dürfen nicht dazu führen, dass die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden dauerhaft überschritten wird (§ 3 ArbZG). Außerdem muss die wöchentliche Arbeitszeit im Durchschnitt von sechs Monaten bei maximal 48 Stunden liegen. Verstöße können vom Gewerbeaufsichtsamt geahndet werden. Für bestimmte Branchen gelten zudem tarifvertragliche Sonderregelungen.


5. Was passiert bei Streit über Überstunden?

Immer wieder kommt es zum Streit, ob und in welchem Umfang Überstunden geleistet und zu vergüten sind. Der Arbeitnehmer muss nach ständiger Rechtsprechung des BAG (Urteil vom 04.05.2022 – 5 AZR 359/21) nachweisen, dass er Überstunden tatsächlich geleistet hat und dass diese vom Arbeitgeber angeordnet oder zumindest geduldet wurden. Deshalb ist es wichtig, die eigenen Arbeitszeiten sorgfältig zu dokumentieren.

Unser Tipp: Lassen Sie im Streitfall frühzeitig prüfen, ob Ihre Ansprüche durchsetzbar sind.


6. Unser Fazit zum Schluss

Was bedeutet das für Sie? Regelungen für Überstunden sind im Arbeitsrecht klar, aber oft missverständlich angewendet. Prüfen Sie Ihre Verträge und halten Sie Ihre Arbeitszeiten genau fest. Im Zweifel sollten Sie Ihre Ansprüche professionell durch einen Anwalt prüfen lassen – besonders, wenn es um hohe Stundenzahlen oder Abgeltungen geht. Gerne unterstützen wir Sie dabei, Ihre Rechte durchzusetzen.

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