Wie funktioniert der Beweis durch Zeugen?

Einleitung

Viele Arbeitnehmer fragen sich, wie sie ihre Rechte vor Gericht beweisen können – vor allem, wenn Aussage gegen Aussage steht. Eine zentrale Möglichkeit ist der Zeugenbeweis. Doch wie funktioniert dieser überhaupt? Wann ist ein Zeuge überzeugend – und wann nicht? Und wie können Sie sich vorbereiten, wenn ein Kollege als Zeuge aussagen soll?

In diesem Artikel erklären wir, wie der Zeugenbeweis im Arbeitsrecht abläuft, worauf es ankommt – und wie wir Sie bei der Beweissicherung unterstützen können.


1. Was ist ein Zeugenbeweis?

Ein Zeugenbeweis bedeutet, dass eine dritte Person über eine bestimmte Wahrnehmung vor Gericht aussagt. Der Zeuge berichtet also, was er selbst gesehen, gehört oder erlebt hat – nicht, was er vom Hörensagen weiß. Grundlage hierfür ist § 373 ZPO (Zivilprozessordnung).

Im Arbeitsrecht kann dies etwa eine Kollegin sein, die bei einem Personalgespräch oder einem Streit dabei war.


2. Wann kommen Zeugen im Arbeitsrecht zum Einsatz?

Zeugen spielen eine große Rolle, wenn es keine schriftlichen Beweise gibt. Häufige Fälle:

  • Streit über den Inhalt eines Gesprächs
  • Vorwürfe wegen Fehlverhaltens (z. B. Beleidigungen, Arbeitsverweigerung)
  • Fragen zu Verhalten am Arbeitsplatz
  • Mobbingvorwürfe oder Diskriminierung

Dabei muss die beweisbelastete Partei den Zeugen namentlich benennen und konkret sagen, was er bezeugen soll (§ 373 ZPO).

🔹 Unser Tipp: Dokumentieren Sie wichtige Vorgänge frühzeitig, notieren Sie Namen von Anwesenden – das erleichtert später die Zeugenbenennung.


3. Wie läuft die Zeugenvernehmung ab?

Im Gerichtstermin wird der Zeuge vom Richter oder der Richterin einzeln und persönlich vernommen. Die Parteien (bzw. ihre Anwälte) dürfen dann Fragen stellen.

Ablauf im Überblick:

  1. Belehrung über Wahrheitspflicht
  2. Schilderung des Geschehens aus Sicht des Zeugen
  3. Nachfragen des Gerichts und der Anwälte
  4. Bewertung der Aussage durch das Gericht

Wichtig: Der Zeuge muss objektiv und vollständig aussagen. Wer absichtlich falsch aussagt, macht sich strafbar (§ 153 StGB).


4. Welche Rolle spielt die Glaubwürdigkeit?

Ein Zeuge ist nur dann nützlich, wenn seine Aussage glaubhaft und nachvollziehbar ist. Das Gericht achtet unter anderem auf:

  • Detailgenauigkeit der Schilderung
  • Innere Widerspruchsfreiheit
  • Neutralität des Zeugen (z. B. kein enger Freund)
  • Körperliche oder psychische Verfassung

Gerade im Arbeitsrecht sind Zeugen oft Kollegen – also Personen mit möglicher Abhängigkeit vom Arbeitgeber. Hier ist das Gericht besonders vorsichtig.

🔹 Unser Tipp: Wählen Sie – wenn möglich – unabhängige Zeugen oder sorgen Sie für eine gut vorbereitete Aussage.


5. Zeugenbeweis aus Sicht des Arbeitnehmers

Wenn Sie sich gegen eine Kündigung oder andere Maßnahme wehren, kann ein glaubwürdiger Zeuge Ihre Chancen deutlich verbessern. Gleichzeitig ist es riskant, sich allein auf Zeugen zu verlassen:

  • Zeugen können ausfallen oder zurückrudern
  • Ihre Aussagen können verzerrt oder unsicher sein
  • Das Gericht kann Zeugen als nicht überzeugend einstufen

Deshalb empfehlen wir, frühzeitig mit einem Anwalt zu sprechen, um die Beweislage realistisch einzuschätzen und die richtige Strategie zu entwickeln.


6. Unser Fazit zum Schluss

Der Zeugenbeweis ist im Arbeitsrecht oft entscheidend – aber auch riskant. Es kommt nicht nur auf den Inhalt der Aussage an, sondern auf deren Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit.

Was bedeutet das für Sie? Wenn Sie sich auf Zeugen stützen wollen, sollten Sie frühzeitig klären:

  • Wer kann was bezeugen?
  • Ist die Aussage nachvollziehbar?
  • Wie kann der Zeuge geschützt oder vorbereitet werden?

Dabei unterstützen wir Sie gern. Als erfahrene Kanzlei im Arbeitsrecht prüfen wir Ihre Beweise, sprechen mit möglichen Zeugen – und begleiten Sie durch das gesamte Verfahren. Kontaktieren Sie uns – bevor es zu spät ist.

Wir sind für Sie da! Kontaktieren Sie uns jetzt: