Wann lohnt sich ein Vergleich?

Einleitung

Viele Arbeitnehmer stehen nach einer Kündigung vor der Frage: Soll ich um meinen Arbeitsplatz kämpfen – oder lieber einem Vergleich zustimmen?
Ein Vergleich kann eine elegante Lösung sein – oder ein fauler Kompromiss. Wann sich ein Vergleich lohnt, hängt stark vom Einzelfall ab: Wie stehen Ihre Chancen im Kündigungsschutzprozess? Wie hoch ist die Abfindung? Wie dringend brauchen Sie Planungssicherheit?

In diesem Artikel erklären wir, wann ein Vergleich sinnvoll ist, worauf Sie achten müssen – und wann Sie lieber hart bleiben sollten.


1. Was ist ein Vergleich im Arbeitsrecht?

Ein Vergleich ist eine einvernehmliche Einigung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Meist wird der Vergleich im Rahmen eines Kündigungsschutzverfahrens vor dem Arbeitsgericht geschlossen. Inhaltlich geht es oft um:

  • Beendigung des Arbeitsverhältnisses zu einem bestimmten Zeitpunkt
  • Zahlung einer Abfindung
  • Ausstellung eines wohlwollenden Arbeitszeugnisses
  • Regelungen zu Urlaubsabgeltung, Freistellung oder Rückgabe von Arbeitsmitteln

Er wird schriftlich festgehalten und ist rechtsverbindlich (§ 779 BGB).


2. Typische Situationen für einen Vergleich

Ein Vergleich kann sich insbesondere lohnen:

  • Bei unsicherer Rechtslage – etwa bei krankheitsbedingter oder betriebsbedingter Kündigung, wenn die Erfolgsaussichten unklar sind.
  • Wenn Sie schnell Planungssicherheit brauchen – z. B. wegen neuer Jobperspektiven oder finanzieller Verpflichtungen.
  • Wenn die Weiterbeschäftigung unzumutbar ist – z. B. nach einem tiefgreifenden Vertrauensbruch.
  • Wenn Sie eine attraktive Abfindung angeboten bekommen – und keine Rückkehr zum Arbeitgeber anstreben.

Ein Vergleich kann auch sinnvoll sein, wenn das Prozessrisiko hoch ist und der Arbeitgeber zur Zahlung bereit ist, obwohl die Kündigung „halten“ könnte.

🔹 Unser Tipp: Lassen Sie vor jeder Einigung Ihre Erfolgsaussichten und Alternativen anwaltlich prüfen – oft ist mehr drin, als es auf den ersten Blick scheint.


3. Vorteile eines Vergleichs für Arbeitnehmer

Ein gut verhandelter Vergleich kann viele Vorteile bieten:

  • Schnelligkeit: Kein monatelanger Prozess, sondern zügige Klärung.
  • Planbarkeit: Sie kennen den Trennungszeitpunkt und die finanziellen Rahmenbedingungen.
  • Abfindung: Viele Arbeitgeber zahlen freiwillig – auch wenn kein gesetzlicher Anspruch besteht (§ 1a KSchG ist die Ausnahme).
  • Zeugnis und Formulierungen können direkt geregelt werden.
  • Rechtssicherheit: Keine ungewisse gerichtliche Entscheidung.

4. Risiken und Nachteile – worauf Sie achten sollten

Ein Vergleich ist bindend – und nicht immer die beste Lösung:

  • Verzicht auf Weiterbeschäftigung: Auch wenn Sie gewinnen könnten, geben Sie freiwillig Ihren Arbeitsplatz auf.
  • Sperrzeit beim Arbeitslosengeld: Bei unvorteilhaftem Wortlaut kann die Agentur für Arbeit eine Sperrzeit von bis zu 12 Wochen verhängen (§ 159 SGB III).
  • Fehlende Nachverhandlung: Ist der Vergleich einmal geschlossen, ist kaum noch Spielraum – auch bei neuen Erkenntnissen.

Besonders kritisch: Vergleiche ohne anwaltliche Prüfung – oft fehlt die vollständige Regelung zu offenen Ansprüchen wie Urlaub, Boni oder Überstunden.

🔹 Unser Tipp: Stimmen Sie einem Vergleich niemals vorschnell zu – insbesondere nicht ohne professionelle Beratung.


5. Vergleich vor Gericht: Ablauf und Praxis

In Kündigungsschutzklagen ist es üblich, dass das Gericht in der Güteverhandlung einen Vergleichsvorschlag unterbreitet. Das passiert meist wenige Wochen nach Klageerhebung. Der Vorschlag kann z. B. lauten:

„Beendigung zum XX.XX.2025 gegen Zahlung einer Abfindung von 15.000 €, Freistellung unter Fortzahlung der Bezüge, wohlwollendes qualifiziertes Zeugnis.“

Beide Seiten können zustimmen, nachverhandeln – oder ablehnen. Ist der Vergleich protokolliert, ist er rechtskräftig und kann vollstreckt werden (§ 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO).

Ein guter Anwalt kennt die gerichtliche Praxis, die typischen Spielräume – und die Tricks mancher Arbeitgeberseite.


6. Unser Fazit zum Schluss

Ein Vergleich ist kein Zeichen von Schwäche, sondern oft eine kluge Entscheidung. Entscheidend ist: Was bekommen Sie dafür – und was geben Sie auf?

Lassen Sie sich beraten, wenn:

  • Sie unsicher sind, ob sich die Klage lohnt
  • Sie ein Vergleichsangebot vorliegen haben
  • Sie wissen möchten, wie hoch eine faire Abfindung wäre

Wir unterstützen Sie gerne bei der strategischen Einschätzung, Verhandlung und Durchsetzung – ob im Gütetermin oder davor.

Wir sind für Sie da! Kontaktieren Sie uns jetzt: